Nahrungsmittelunverträglichkeit

Missempfindungen nach Aufnahme bestimmter Nahrungsmittel sind relativ verbreitet. Der Körper kann praktisch auf jedes Lebensmittel ungünstig reagieren. Die Ursachen sind vielfältig.
Eine Nahrungsmittel- oder Lebensmittelunverträglichkeit bezeichnet Beschwerden und Erkrankungen, die nach dem Verzehr bestimmter Lebensmittel auftreten. Ungünstige Reaktionen auf Nahrungsmittel können immunologisch (bei einer Allergie) oder nicht-immunologisch bedingt sein. Häufig wird fälschlich eine Nahrungsmittelallergie angenommen. Dabei leiden hierunter lediglich ca. zwei Prozent der Erwachsenen und rund drei bis zehn Prozent der Kinder in Deutschland.

Eine Nahrungsmittelallergie beruht auf einer Überreaktion des Immunsystems auf bestimmte Stoffe, die der Organismus als Fremdkörper erkennt und dagegen Antikörper bildet. Am häufigsten ist die Allergie gegen Milch, Eier, Fisch, Soja, Nüsse sowie Weizen. Bei einer Pseudoallergie zeigt der Körper allergieähnliche Symptome als Reaktion auf bestimmte Stoffe (z. B. Lebensmittelzusatzstoffe), obwohl keine Allergie vorliegt, das Immunsystem also nicht beteiligt ist. Die Symptome reichen von Hautausschlägen, Juckreiz, Schluckbeschwerden, Niesattacken, Schwellungen im Gesicht über Atemnot, Asthma, Migräne bis hin zu Kreislaufproblemen und Schockreaktionen. Die Diagnostik umfasst Hautestung, Bluttest, Provokationstest und Eliminationsdiäten.

Ganz im Vordergrund der Abklärung von Nahrungsmittelunverträglichkeiten steht die Nahrungsmittelintoleranz. Diese kann verschiedene Ursachen haben. Generell sind die Intoleranzen auf Störungen von Enzymen zurückzuführen, die für die Spaltung oder Aufnahme bestimmter Nahrungsmittelbestandteile zuständig sind. Häufig sind diese Defekte angeboren, zum Teil können sie aber auch durch Krankheiten entstehen oder ernährungsbedingt sein. Bei einer Nahrungsmittelintoleranz reagiert hauptsächlich der Verdauungstrakt mit Blähungen, Durchfall oder Bauchschmerzen. Die häufigsten Unverträglichkeiten stellen die Lactose (Milchzucker), Fructose (Fruchtzucker) und Sorbitunverträglichkeit dar. Diese Unverträglichkeiten können leicht durch einen Wasserstoffatemtest nachgewiesen werden. Nicht so häufig ist eine Histaminintoleranz. Sie beruht auf einer Abbaustörung des vorwiegend exogen aufgenommenen Histamins (bestimmte Fleisch-, Fisch- oder Käsesorten, Wein, Sauerkraut). Weiterhin können verschiedene Lebensmittel (Erdbeeren, Tomaten etc.) und Nahrungszusätze (z.B. Salicylate) die Freisetzung von Histamin anregen. Etwa 1 % der Gesamtbevölkerung ist von einer Histaminintoleranz betroffen, 80 % sind hierbei Frauen mittleren Alters.

Neben weiteren seltenen organischen Differenzialdiagnosen ist bei nahrungsabhängigen Beschwerden stets auch an eine psychische, neurovegetative oder somatoforme Komponente zu denken (zum Beispiel Essstörung).
 

Was ist zu tun?

Sobald die genaue Diagnose einer Nahrungsmittelunverträglichkeit vorliegt, sollte das verantwortliche Lebensmittel teilweise oder vollständig – je nach Erkrankung – vom Speiseplan gestrichen werden. Bei einer Unverträglichkeitsreaktion auf mehrere Nahrungsmittel oder auf Nahrungsmittelbestandteile, die in vielen Produkten vorkommen (wie Laktose = Milchzucker), ist das gar nicht so einfach. Um eine einseitige Ernährung zu vermeiden, lohnt es sich, mit Hilfe eines Spezialisten einen individuellen Ernährungsplan auszuarbeiten.

Nahrungsmittelallergien, die mit erheblichen Symptomen einhergehen und gegen mehrere Allergene bestehen, können medikamentös behandelt werden (z. B. Antihistaminika, Kortison, Cromoglicinsäure).